körperorientiert

Unsere Gefühle, Empfindungen, Haltungen und Handlungen sind auf das Engste mit unserem Körper verbunden. Sie drücken sich durch unsere Stimme, Gestik, Mimik, Körperhaltung und die Art uns zu bewegen aus. Mit dem Körper empfinden wir Trauer, Ärger, Wut, Schmerzen, aber auch Liebe, Lebensfreude und Glücksgefühle.

Natürlicherweise erleben wir emotionale Zyklen: Ein Gefühl wird ausgelöst, findet seinen Höhepunkt, kommt zum Ausdruck und klingt langsam wieder ab. Traumatische, aber auch wiederholte negative Erfahrungen wie Ablehnung, Kränkung, Überforderung, Vernachlässigung, Unterdrückung und mangelnde Wertschätzung führen häufig dazu, dass diese emotionalen Zyklen nicht abgeschlossen werden. Um unser 'emotionales Überleben' zu sichern, 'halten wir den Atem an', 'schlucken alles runter', 'es schnürt uns den Hals ab' u.v.m. Wir arrangieren uns mit diesen schwierigen Lebenswelten, unterdrücken Emotionen, passen uns an, (ver)drängen uns Selbst in den Hintergrund und geben auf, was unsere Persönlichkeit eigentlich ausmacht.

Wie auch der Psychoanalytiker D.W. Winnicott, der von einer Ich-Verzerrung spricht, ging Gerda Boyesen, die Begründerin der Biodynamischen Körperpsychotherapie und Psychologie davon aus, dass wir aus dem Bedürfnis uns zu schützen, eine sekundäre Persönlichkeit ausbilden. Auf der körperlichen Ebene drückt sich nach Wilhelm Reich, diese Sekundärpersönlichkeit in einer Art Muskelpanzer - residuale muskuläre tiefreichende Spannungen - aus. Gerda Boyesen prägte den Begriff Gewebe- und Eingeweidepanzer, der ihrer Meinung nach, durch Spannungs,- und Stoffwechselrückstände, sowie Wasseransammlungen in den Darmwänden entsteht und die Grundlage für psychosomatische Erkrankungen bildet. Diese sekundäre Persönlichkeit reduziert unsere Lebendigkeit empfindlich, indem innere Impulse unterdrückt werden, und uns in unserem Denken, Fühlen, Empfinden und Handeln beeinträchtigen.

Körperorientiertes Arbeiten bedeutet nicht nur durch Atemtechniken, Achtsamkeits- und Körper(spür)übungen den Zusammenhang zwischen unserer Psyche und dem Körper wieder bewusst zu werden, uns verdrängte Gefühle und assoziierte Lebenssituationen ins Bewusstsein zurückzurufen. Ziel ist es, die Primärpersönlichkeit zu befreien und eine bewusste Veränderung der Haltung dem Leben gegenüber zu erreichen.


 

"Das Tao ist stets ohne Tun, doch gibt es nichts, was ich nicht täte. [...]

Der Eingreifende zerstört, der Zugreifende verliert. Darum der Berufene:

Nicht-handelnd

gestaltet er doch."

(Tao-Te-King)


 Ein wichtiges Arbeitsprinzip ist "es sprechen zu lassen", so dass sich das Unbewusste leichter entfalten kann:

 

"Lass dich atmen." [...] "Lass es atmen."

"Lass die Bewegungen kommen."

"Lass die Worte kommen."

"Lass den Ton kommen."

"Bleib da, und fühle, was geschieht."

                                                                       - Werner Eberwein -



Rechtlicher Status: Die Biodynamische Körperpsychotherapie ist in Österreich als psychotherapeutische Fort- und Weiterbildung anerkannt, nicht jedoch als eigenständige psychotherapeutische Methode. International wurde sie von der Europäischen Gesellschaft für Körperpsychotherapie (EABP) als wissenschaftliche körperpsychotherapeutische Ausbildungseinrichtung akkreditiert. Sie ist durch die Europäische Gesellschaft für Psychotherapie EAP als eine Submodalität der Körperpsychotherapie anerkannt und als solche berechtigt sie ihre Absolventinnen das Eurozertifikat für Psychotherapie zu beantragen.




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Quellen und Literaturempfehlungen

Boyesen, Gerda / Boyesen, Mona-Lisa (1987): Biodynamik des Lebens. Die Gerda-Boyesen-Methode. Grundlage der biodynamischen Psychologie. Essen. Synthesis Verlag Siegmar Gerken.

Eberwein, Werner (1990): Impulse von Innen. Biodynamik - Körperpsychotherapie zur Heilung und Selbstfindung. Oldenburg: Transform-Verlag.

Freudl, Peter (2015): Was ist Biodynamik. Biodynamische Psychologie und Psychotherapie. Verfügbar unter: http://www.gbpev.de/was-ist-die-biodynamik/ (17.04.2015).

Reich, Wilhelm (1971): Die Massenpsychologie des Faschismus. Köln. KiWi-Verlag.

Winnicott, Donald Woods (2006): Reifeprozesse und fördernde Umwelt. Bibliothek der Psychoanalyse. Psychosozial-Verlag.